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Geschrieben von Jeronimo66 am 02.12.2023 um 14:13:

  CTM Enerigs #5

Moin,

ich möchte an dieser Stelle noch einmal das Tuning dieser Rute zusammenfassen. Jeder versierte Rutenbauer wird meine Ausführungen nachvollziehen können. Gutsituierte Rutenbaulaien können mich gerne per Banküberweisung kontaktieren.

Grundlage meines Meisterstückes einer getunten Rute ist eine Maxcatch Parachute, hergestellt nach modernsten Rutenbauverfahren. Sie entspricht in ihrer Aktion weitgehend der ersten grünen Loomis NRX, ist von den Daten her aber leichter und leistungsfähiger als diese. Deshalb wäre sie vermutlich deutlich besser mit der NRX+ vergleichbar. Diese benötige ich jetzt aber nicht mehr, und auch keine anderen hochpreisigen Luxusruten anderer Hersteller.


Die nackten ungeschönten Fakten!

Der AAAA Kork der MC Parachute wurde entfernt und durch einen Griff aus allerfeinstem Champagnerkork ersetzt. Dieser wurde (wie die Rudi Heger Spezial Ruten) 2cm länger und als Halfwells (Zigarrengriff) gehalten. Seine Form, mit der speziellen leichten Taillierung und der etwas stärkeren Spitze ist für eine moderne Handhaltung optimiert, ermöglicht aber auch jede andere traditionelle Handhaltung. Der schicke moderne Rollenhalter, mit seiner sehr griffigen Überwurfmutter (incl. drei integrierter Hakenhalter) wurde ebenfalls entfernt und der Holzspacer durch einen handselektierten Spacer aus den feinsten Maserknollen südspanischer Thujabäume ersetzt. Griff und Rollenhalter wurden optimal auf den Blank abgestimmt und sorgfältigst verklebt. Der Einsatz des Klebers konnte durch eine optimale Passform aber so reduziert werden, dass das Gewicht des Handteils, trotz längerem Griff und hochwertigerem Spacer, um 2,5g verringert werden konnte. Zudem wandert der aufschäumende und kriechende Spezialkleber (Handwerkerqualität) auch in die kleinsten Hohlräume und Ritzen, so dass eine echte Vollverklebung erfolgt ist. Unbedingt erwähnt werden sollte vielleicht noch, dass das Blankende durch ein hochmoduliertes Carbonrohr ersetzt wurde, welches den Durchmesser des Rollenhalters entspricht. Dadurch wird auch der leiseste Zupfer mit höchster Sensibilität direkt auf diesen übertragen.

Der Blank wurde zunächst chemisch mit einem speziellen Aceton-Folierverfahren (Danke Wolfgang) entlackt, so dass seine ungeschliffene Oberfläche zum Vorschein kam und er jetzt seine volle Leistung entwickeln kann. Mittels einem speziellen und nahezu gewichtslosen PUR Coatings wurde die Oberfläche dann sorgfältig unter Druck und Wärme versiegelt. Durch die enorme Glätte dieser Oberflächenbehandlung, haftet die Schnur bei Blankberührung deutlich weniger am Blank. Die leichte Rippung der Oberfläche unterstützt diese Haftungsabweisung zusätzlich.

Das wichtigste Tuning ist aber an den drei Spitzenteilen erfolgt, wobei der Grad des Tunings entlang des Blanks bis zur Spitze erhöht wurde.
Zuerst wurden die Rutenteile sorgfältig vermessen und anhand ihrer Biegung, der Springpunkte und des Overlaps ausgerichtet. Da die Spitze für die Genauigkeit der Würfe ausschlaggebend ist, erfolgte diese Optimierung natürlich von der Spitze in Richtung des Handteils.
Der Ringauswahl und der Ringgröße wurde größte Aufmerksamkeit geschenkt. Bewusst wurde auf die Verwendung von Titanringen verzichtet, da diese durch ihre geringe Drahtstärke stärker auf das empfindliche Coating der teuren Fliegenschnüre einwirken und so die Lebenserwartung der Schnüre negativ beeinflussen könnten. Auch empfinden viele Fliegenfischer das Quietschen dieser Ringe als unangenehm. Durch den Verzicht auf übergroße Ringdurchmesser und eine optimale Anpassung dieser an die Schnurklasse und die zu erwartenden Schnurdurchmesser ist das minimale Mehrgewicht der hochwertigen Edelstahlringe vollständig zu vernachlässigen. Nicht nur aus optischen Gesichtspunkten haben Wir (so langsam halte ich den Pluralis Majestatis doch für angemessen) für diese die hochpreisige und hochwertige TiCH Beschichtung von Pacific Bay gewählt.
Einstegringe sind Uns ebenfalls selbstverständlich. Diese versteifen den Blank nicht wie die traditionellen Schlangenringe, bringen weniger Gewicht auf den Blank und die Schnur hinterlässt auch nicht die hässlichen Schleifspuren am Blank, die für Schlangenringe typisch sind.
Sorgfältigstes Ausrichten und Anwickeln der Ringe ist natürlich unabdinglich. Die Ringabstände wurden an das von Loomis für die NRX entwickelte System angelehnt und von Uns auf die 2 cm geringere freie Rutenlänge durch den längeren Griff angepasst.
Einen besonders hoher Effekt auf die Rutenperformance konnten Wir durch eine spezielle Mehrschichtlackierung erreicht, bei der ausschließlich das Garn getränkt und mit minimaler Schichtdicke versiegelt wird. Hierbei werden ebenfalls diese plumpen Lacktropfen vermieden, die sich bei herkömmlichen Lackierungen am Übergang vom Ringfuß zum Rahmen bilden. So etwas verlässt Unser Rutenbauatelier nicht! Etwa die Hälfte der Gewichtseinsparung am Spitzenteil ist auf dieses spezielle Verfahren zurückzuführen was seinen Wert eindrucksvoll unterstreicht. Ein wichtiger Nebeneffekt dieser Lackiertechnik ist, dass das "Knacksen der Ringe" so vollständig vermieden werden kann, da gerade dieser Lacktropfen häufig die Ursache hierfür ist. Der eingesparte Lack wird natürlich als Preisvorteil an unsere Kunden weitergegeben.
Insgesamt führt dieses Tuning zu einer Gewichtsreduzierung am Spitzenteil von satten 18%. Beim zweitvordersten Teil beträgt die Einsparung immer noch gut 11% und beim Leitringteil sind noch sehr gute 9%. Addiert man diese Einparungen kommt man auf unglaubliche 38%, auch ohne das Handteil mit einzubeziehen!

Insgesamt liegt die Rute jetzt unglaublich leicht in der Hand und der mit 1000er Körnung in drei Richtungen polierte Griff schmeichelt der Hand und liegt wie angegossen in ihr.
Die Rute steht beim Trockenschwingen jetzt nahezu sofort und schwingt sensationell wenig nach. Dass das ermittelte Swingweight von 57gcm² für eine 9ft Rute unglaublich niedrig liegt verwundert nicht.

Überträgt man diesen Performancegewinn 1:1 auf das Wurfverhalten, dann erscheint der Preis von 699€ Euro, den ich mir für die Rute wünschen würde, doch als wahres Schnäppchen. Vermutlich ist er auch zu niedrig, da er sich monetär nicht annähernd in dem eingebrachten Fachwissen und der geleistete Arbeit widerspiegelt.

Blabla blaaaa blabla blablaaaa...


Wenn ich das überzeugend und ohne rot zu werden einem Kunden verkaufen könnte, dann würde ich hauptberuflich Rutenbauer werden. Dann tune ich was das Zeug hält und brauche ich auch keine Vollspitzen einspleissen oder den Blanklack unter Rutenringen anschleifen.


Ach ja, CTM steht für Carstens Tuning Manufaktur, an der Krone im Logo arbeite ich noch. Die Rutenbezeichnung sollte man Silbe für Silbe lesen.

Edit: Das stoßfeste und wasserdichte Rutenrohr ist mit 250g Gesamtgewicht besonders leicht. Das hochwertige Polymaterial ist durchgefärbt und ein Abplatzen oder -blättern der Farbe ist somit nicht möglich. Es wurde beidseitig mit Champagnerkork verschlossen. Das satte Plopp beim Öffnen des Rohres stimmt dann angemessen auf das bevorstehende Erlebnis ein.

Edit: Ich habe noch ein wenig an der Wiedergabe der Fakten gefeilt. Man will sich der wahren Wertigkeit einer handgebauten Rute doch bewusst sein.

Gruß
Carsten



Geschrieben von fly fish one am 02.12.2023 um 17:33:

 

Applaus Applaus Applaus Lachen-5 Lachen-5 Lachen-5

Ich hätte gerne den Inhalt der Rutenrohre in der Tonne, hier die Hardy Zenith Sintrix und Orvis würden mir gefallen! Zweidaumenhoch

LG,
Frank



Geschrieben von CAM am 02.12.2023 um 21:39:

 

Respekt Applaus Lachen-5

Eine blumige Aktion, ein Bouquet von Zitrusfrüchten und Rosenholz im Griffbereich, ein erdiges Nachschwingen! Bisschen zu günstig, aber man kann ja nicht alles haben Zweidaumenhoch

Schön gemacht!
Claus



Geschrieben von Jeronimo66 am 03.12.2023 um 10:07:

 

Moin,

@Frank: Der Inhalt der Rutenrohre ist gerade beim Tuning. Wir haben uns ja auch der Nachhaltigkeit verschrieben.

@Claus: "Blumige Aktion" merke ich ich für eine "Lady Edition" und die Rute olfaktorisch aufzuwerten ist eine fantastische Idee. Ich schaue mal was ich bei Rituals und den Flavours der Karpfenangler finde. Der Korkgriff ist bestimmt ein fantastischer Geruchsträger. Beim erdigen Nachschwingen bin ich unsicher. Das klingt mir zu vegan und könnte zu einem Ladenhüter führen.

Gruß
Carsten



Geschrieben von hjb66 am 03.12.2023 um 17:04:

 

Pokal Pokal


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