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Geschrieben von MeFo-Schreck am 28.06.2011 um 18:38:
Aus alt mach neu
Vor einiger Zeit kam ein Kunde meines Tackle-Dealers auf mich zu, da er mitbekommen hatte, dass ich Ruten baue und fragte mich ob ich seine handgebauten alten Sportex Specimen (12‘ 2,75 lbs) wieder „aufmotzen“ könnte. Die Wicklungen und die 3 Ruten insgesamt hätten im Lauf der Zeit durch häufigen und intensiven Gebrauch „etwas“ gelitten…aber da er diesen Drilling liebt, würde er die gerne restaurieren lassen. Bei der Gelegenheit sollte ich statt den montierten 18er Fuji DNPS jeweils einen etwas längeren 20er DNPS als RH montieren , da er mit den 18ern bei grossen Rollen manchmal Probleme mit den Füssen hatte.
Ok, ich machte einen Termin mit Tim aus, um mir mal den Zustand der Ruten anzuschauen und war relativ entsetzt

, denn die Ruten hatte nicht ETWAS gelitten sondern waren speziell vom Lack eher desaströs, die Ruten waren regelrecht „geschrubbt“ durch härtesten Einsatz und offensichtlich auch viel Sonnenbestrahlung, der Decklack war auf grossen Flächen grauweiss fleckig

, die Lackierung der Wicklungen schienen rissig, der Duplon war unter aller Kanone usw., etc., pp. Schaut Euch dazu einfach die Bilder an. Einzig die Fuji Hardloy Ringe (8+1) waren noch völlig ok und wurden in Absprache beim Neuaufbau recycled.
Sofort war mir klar, dass hier nur eine aufwendige Vollrestaurierung

incl. "alter Lack runter und Neulackierung“ Abhilfe schaffen konnte. Als „Goodie“ bot ich ihm an, einen stilisierten Karpfen mit seinen Initialien oberhalb des RH anzubringen
Wir wurden uns einig und ich bestellte Duplon und die benötigten 20er DNPS-Rollenhalter und machte mich ans Werk: Ringe runter, RH runter und dann den Lack runter schleifen (Oh mein Gott, was für ein Dreck

).
Und dann den umgekehrten Weg wieder Retour, Lackierung (2-fach) der gesamten Blanks mit der im Forum schon öfter genannten Methode (2-K-Lack mit Cellophan-umwickelten Finger auftragen), Duplon und neue RH’s drauf und letztendlich Neuwicklung der Hardloy-Ringe mit Gudebrod Stärke A (Farbe 468, lila) und silberner Metallic-Zierwicklung (Gudebrod HT 9002).
Gestern trafen wir uns für die Rückgabe und bekam er den Drilling zurück und fragte mich zuerst, ob das wirklich die gleichen Ruten waren

, die er mir gegeben hatte…also muss ich doch das eine oder andere richtig gemacht haben

. Jedenfalls strahlte er über das ganze Gesicht.
Und die Moral von der Geschichte: Auch optisch schreckliche Fälle lohnen bei guter Basis (in dem Fall die guten „Made in Germany“-Sportex-Blanks) den Neuaufbau! Nächste Woche gehen die Ruten mit ihm auf Frankreich-Tour…Karpfen-Fotos hat er mir versprochen…
Geschrieben von MeFo-Schreck am 28.06.2011 um 18:41:
RE: Aus alt mach neu
Und nun die Fotos nach der Restaurierung.
Geschrieben von Posenrute am 28.06.2011 um 19:59:
hübsch, hübsch!
Etwas Ähnliches habe ich auch vor Kurzem erledigt...allerdings nur in einfacher Ausführung, daher meinen höchsten

... da steckt ne ganze Menge Fleißarbeit drin

auch wenn das Ergebnis immer entschädigt!
Geschrieben von MeFo-Schreck am 28.06.2011 um 20:06:
Zitat: |
Original von Posenrute
... da steckt ne ganze Menge Fleißarbeit drin |
Das stimmt, eine solche Vollrestaurierung benötigt sicherlich die 2-3fache Zeit eines Neubaus..
Geschrieben von Blauzahn am 28.06.2011 um 20:51:
Jaja...
das ist schon ne elende Arbeit, so ein Komplettumbau.
Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen und wird dem Besitzer sicher sehr lang Freude bereiten.
Well Done! Axel
Grüße
Geschrieben von MeFo-Schreck am 28.06.2011 um 20:59:
Geschrieben von koffi am 28.06.2011 um 22:13:
Servus!
sieht toll aus. Ich find das klasse, wenn man alte Stöcke neu aufbaut.
Einen WC hast nicht verwendet, oder? Wie hast du das gemacht vor dem Rollenhalter?
Grüße
Max
ach ja!
Geschrieben von MeFo-Schreck am 28.06.2011 um 22:22:
Erst mal auch Dir
Einen Windingcheck wollte Tim nicht also hat er keinen bekommen
Meinst Du mit "vor dem RH" den Anschluss statt WC oder den Karpfen mit den Initialien?
Der Anschluss ist ganz easy, einfach die Wicklung und beim lackieren darauf geachtet, das sich der Lack zum kurzen Duplon-Stück ein wenig "nach oben zieht".
Den Karpfen mit den Initialien "T. W." habe ich auf auf klarer Decalfolie schwarz gedruckt, die Konturen und Buchstaben sind invers also in der Vorlage gelb (Konturen) bzw. weiss (Buchstaben).
Damit diese invers gedruckten Teile dann auf dem Blank Farbe bekommen, habe ich die Stelle wo das Decal hinkommt mit silberfarbenem Klebeband beklebt-->Decal darüber und man hat eine silberne Schrift und leicht goldfarbene Karpfenkonturen.
Geschrieben von DJTMichel am 28.06.2011 um 22:33:
RE: Aus alt mach neu
Zitat: |
Original von MeFo-Schreck…also muss ich doch das eine oder andere richtig gemacht haben
. Jedenfalls strahlte er über das ganze Gesicht.... |
Axel, das hast Du - ohne Frage

!
Ohne es bisher getan zu haben sagt mir meine Logik, da steckt ungleich mehr dahinter, als einfach eine Neue zusammenzubasteln - RESPEKT

.
Geschrieben von MeFo-Schreck am 28.06.2011 um 22:43:
RE: Aus alt mach neu
Zitat: |
Original von DJTMichel
sagt mir meine Logik, da steckt ungleich mehr dahinter, als einfach eine Neue zusammenzubasteln |
Ja und Nein
Mehr Arbeit zeitlich gesehen hauptsächlich durch die Lackschleiferei aber in dem Fall
weniger Arbeit geistig gesehen, da ich bzgl. Grifflänge und Ringplazierung mich auf die alten Maße verlassen konnten, die Tim gefielen, da brauchte ich mir also nicht den Kopf zerbrechen
Geschrieben von BigPaco am 28.06.2011 um 22:46:
Wir wurden Zeuge einer klassischen Wiederauferstehung

...
Fetten

!
Zollt
Rainer
Geschrieben von Posenrute am 28.06.2011 um 22:53:
Zitat: |
Mehr Arbeit zeitlich gesehen |
...das ist aber sehr milde formuliert, meinst Du nicht? Ich hab erstmal die Nase voll vom Umbauen/Restaurieren...auch wenns eine gute "Schule" war!!
Wenn ich allein an die verflixte Schleifarbeit denke...und dann die Ungewissheit bei der (Ganz-)Lackierung mit dem Finger unter Folie usw.
Da spiele ich lieber mit den Berechnungsprogrammen rum und experimentiere mit Grifflängen
Geschrieben von MeFo-Schreck am 28.06.2011 um 22:59:
Zitat: |
Original von Posenrute
[Wenn ich allein an die verflixte Schleifarbeit denke...und dann die Ungewissheit bei der (Ganz-)Lackierung mit dem Finger unter Folie usw.
Da spiele ich lieber mit den Berechnungsprogrammen rum und experimentiere mit Grifflängen
|
Jaaaa, da gebe ich Dir recht, so eine Vollrestaurierung incl. Lack habe ich zum ersten mal gemacht und das in dem Fall sogar mal 3 (Ruten)...zwischendurch ist mir der eine oder andere nicht druckreife Ausdruck "aus dem Gesicht gefallen"

angesichts der Sauerei aber da musste ich dann durch
Geschrieben von PikeMania am 30.06.2011 um 12:01:
Ich baue im Moment das Handteil
einer Rute um und mühe mich damit schon ordentlich ab. Kann daher in etwa einschätzen wie viel Arbeit und Durchhaltevermögen in der
Vollrestaurierung dreier Ruten steckt. Ganz großes Kino was du da erreicht hast, Axel. Den Gesichtsausdruck deines "Kunden" bei der Übergabe hätte ich gerne gesehen.
Geschrieben von MeFo-Schreck am 30.06.2011 um 12:09:

Dir Michael und ich wünsche Dir weiterhin viel Duchhaltevermögen bei Deinem aktuellen "Handteil-Projekt"
Was das Gesicht von Tim bei der Übergabe anging:
Hmmm...wenn er keine Ohrläppchen hätte, hätten sich seine beiden Mundwinkel vermutlich im Nacken wieder berührt
Geschrieben von PikeMania am 30.06.2011 um 12:32:
Eine bessere Art "Danke" zu sagen gibt es nicht und genau daß hast du dir mit deiner Arbeit verdient.
Hast du eigentlich den ganzen Lack runter
geschliffen? Ich musste am Handteil meiner Rute 2 Wicklungen entfernen und habe zum Entfernen der Lackreste sowohl das Schleifen als auch das Schaben mit der Rückseite eines Cuttermesser probiert (beide Methoden werden hier im Forum beschrieben). Das Schaben lag mir deutlich besser, da ich beim Schleifen nie so richtig wusste ob ich gerade nur den Lack oder evtl. auch schon den eigentlichen Blank schleife.
Geschrieben von MeFo-Schreck am 30.06.2011 um 12:42:
Da der Lack auf den Ruten so unregelmässig fleckig grau war, musste in dem Fall der komplette Lack runter.
Dazu habe ich die Blankteile auf meine Wickelbank mit Motor (PacBay RW-3L) gespannt, den Geschwindigkeitsregler auf "Volles Rohr" (bis 4000 U/min möglich über Regelschalter und Fusspedal) , eine scharfe Klinge mit sanftem Druck aufgesetzt und ab ging die wilde Jagd
Ich finde dieses Schaben zumindest für die "Grob"-entfernung des Lacks auch besser als mit Schleifpapier, den Unterschied zwischen Lack und dem Blank konnte man durch die Klinge prima in der Hand fühlen.
Schleifpapier und zuletzt Stahlwolle (000) kamen nur für letzte Feinarbeiten zum Einsatz und dann ohne Motorunterstützung , einfach nur in der Hand.
Geschrieben von PikeMania am 30.06.2011 um 13:00:
Verstehe, daß mit der Wickelbank ist natürlich nochmal was anderes, aber im Grunde hast du also ebenfalls geschabt. Gut zu wissen, von erfahrenen Rutenbauern kann ich sicherlich noch viel lernen
Geschrieben von Posenrute am 01.07.2011 um 00:22:
Zitat: |
Dazu habe ich die Blankteile auf meine Wickelbank mit Motor (PacBay RW-3L) gespannt, den Geschwindigkeitsregler auf "Volles Rohr" (bis 4000 U/min möglich über Regelschalter und Fusspedal) , eine scharfe Klinge mit sanftem Druck aufgesetzt und ab ging die wilde Jagd Augenzwinkern |
Pah!!! Ich nehme alles zurück!
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