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Geschrieben von -Steffen- am 18.04.2020 um 09:55:

  Handwerkskunst des Rutenbaus

Moin Leude,

ich hab da durch Zufall ein sehr schönes Viedo über den Bau gespließter Fliegenruten gefunden.
Vielleicht ist der schon bekannt hier, ich bin bei dem Video irgendwie hängen geblieben. Das nenne ich echtes Handwerk.

Viel Spaß mit der Königin Augenzwinkern

Daumenhoch3


Schöne Grüße
Steffen



Geschrieben von Reinhard 02 am 18.04.2020 um 10:29:

 

Danke, das kannte ich noch nicht. Es ist wirklich sehr schön gemacht.

Reinhard



Geschrieben von Sultanis am 18.04.2020 um 19:45:

 

Ganz toller Film, würde mich mal interessieren, was dann so eine Rute kostet.

Bernd



Geschrieben von Einsteiger am 18.04.2020 um 22:22:

 

Mein lieber Scholli , das ist handwerkliche Kunst Respekt

Danke Steffen

LG Pren



Geschrieben von habitealemagne am 19.04.2020 um 05:06:

 

Hallo,

nach ein wenig Suchen, habe ich herausfinden können, dass so eine Rute gut 60 Stunden Arbeitszeit verschlingt. Jetzt kann man sich überlegen, was ein angemessener Brutto Stundenlohn ist, mit dem Material, Arbeit, Werkzeugeinsatz und die Einzigartigkeit eines Unikates u.s.w. abgegolten werden können. Laut Internetauftritt arbeitet der Meister derzeit verstärkt an Musik und wenig an Ruten.

http://www.fishing-rods.at/langer-und-langer/Aktuelles.htm



Geschrieben von fly fish one am 20.04.2020 um 15:32:

 

Handwerklich sehr schön, wenn auch in meinen Augen vom Design nie konsequent mal in die Neuzeit katapultiert. Und weiter sollte man sehr wählerisch sein, wenn man bauen lässt, vom wem!! Ich sprach letztes Jahr einen sehr erfahrenen Kollegen, dessen Gerät die Wand schmückt, aber nicht den Bach. Tenor: Falsch dimensionierter Taper und "unsensibel". Der Erbauer ist kein völlig Unbekannter.

Und ganz ehrlich, wenn ich hier ein paar Kollegen sehe, mit welchem Aufwand und Kunst moderne Blanks aufgebaut werden, da reichen 60 Stunden bei weitem nicht. Auch handwerklich braucht sich hier bei uns kein "Künstler" verstecken, eher im Gegenteil! Würde manchem Grasbauer empfehlen, hier mal dem Einen oder Anderen über die Schulter zu schauen.

Und nur devot zu sein, weil man den Blank nicht selber baut???!! Na lass ma stecken, da fällt mir wieder der Wandschmuck ein.

Jetzt ist das ein böses Statement und das gilt sicher nicht für alle Gespließten und Erbauer, aber die muss man erstmal finden und das ist in meinen Augen nicht leicht.
Wenn man sich von der Seite der Theorie, also Stochastik/Statistik nähert, dann versteht man sofort, warum Gespließtentaperbau so überaus komplex und aufwendig ist, soviel Raum zum Scheitern bildet.

Das Problem haben auch die herkömmlichen Hersteller. Nur sind die in der Lage innerhalb kürzester Zeit verschiedene Varianten zu produzieren und so die Fehler zu eliminieren. Ich möchte nicht wissen, wieviele Blanks da am Anfang in die Tonne wandern. Am Ende kommt aber etwas gewolltes und berechenbares dabei heraus. Sowas ist einem einzelnen Individium als Erbauer so gut wie unmöglich. Der Zeitfaktor gibt das allein schon nicht her, die Anzahl der nötigen Blanks, der Ausschuss usw. Kollegen die das aber können, die sind in meinen Augen weltweit sehr rar gesät. Walter Brunner dürfte einer von ihnen gewesen sein. Und mehr kenne ich nicht, dass liegt aber an mir und meiner Ignoranz des Themas.

Frank

Und einen habe ich noch und einen habe ich noch - für alle ernsthaft Interessierten:
Mit Ausnahme ganz alter renomierter Hersteller und Werke, wie Hardy oder Winston oder Scott (bitte verbessert mich, wenn ich irre), die bis heute Gespließte bauen, wenn die viele verschiedene Taper, also Klassen und Längen, im Angebot haben, dann würde ich denen vertrauen. Da sind vermutlich über Jahrzehnte in den jeweiligen Tapern so viele Ruten aufgebaut worden - das die statistische Signifikanz gegeben ist. Oder einfach: Die haben nebenbei auch soviel Schrott gebaut und auch Feedback bekommen, dass dies handfeste und überprüfbare Faklten liefert.

Wenn ich dagegen sowas wie auf der Homepage der o.g. lese und Vielen anderen, die damit im Hobby und Nebengewerbe, aber wohl doch gegen harte Münze bauend, eine Vielzahl von Tapern anbieten - da wird mir ganz schlecht!! Nie und nimmer hält das einer harten wissenschaftlichen Prüfung oder einer Betrachtung der Signifikanz statt! Das sind Zufallszahlengeneratoren!! O.g. muss ich lesen, das Rad wird nicht neu erfunden, aber verbessert... in meinen Augen haben sie nie verstanden wo die wirklichen Probleme liegen und das ist nicht erst beim verleimen!



Geschrieben von sepp73 am 20.04.2020 um 20:06:

 

Na bei Langer&Langer braucht an der Qualität niemand zweifeln. Das ist sowas wie Brunner oder Baginsky, daran zu zweifeln ist sowas wie Majestätsbeleidigung. Aber wer meint das wäre viel Arbeit und übertrieben soll Mal bei oysterbamboo.com reinschauen...
Gruß, Sepp



Geschrieben von fly fish one am 20.04.2020 um 20:31:

 

Lieber Sepp,

ich sage nicht das ich Ahnung habe, aber ich glaube, die beiden die Du nennst sind wie Tag und Nacht!

Und richtig: Oyster ist der sprichwörtliche Hammer.



Geschrieben von sepp73 am 21.04.2020 um 08:07:

 

Naja, wenn eine Gespließte als Wandschmuck dienen muss, liegt das wohl in den meisten Fällen an schlechter Lagerung bzw. Umgang damit. Wenn man die Dinger nach dem Fischen einfach in die Ecke stellt wie eine Kohlerute, hat man sicher nicht lange Freude daran und weil ich eher die faule Sau bin, hab ich bisher auf sowas verzichtet. Mag da nicht jedes mal rumputzen und trocknen und das Teil irgendwo aufhängen dass sie grade bleibt...Da braucht man nur mal nach Gmunden in den "Wirt am Bach" gehen, wo heutzutage die Freunde der Gmundner Traun sitzen. Da steht am Nebeneingang ne Glasvitrine wo die Ruten der Herren schön säuberlich drin aufgehängt sind. Feine Sachen sind da dabei...
Klar gibt's Unterschiede zwischen Brunner und Baginsky. Walter Brunner hatte seine aktivste Zeit in den 50ger und 60ger Jahren, da hats den Rolf noch gar nicht gegeben. Daraus folgen auch Unterschiede in der Verarbeitung der Ruten, sei es nun der Kleber, der Lack und auch der Bambus der zwangsläufig zu Unterschieden führt. Trotzdem sind beide für ihre jeweilige Zeit das Maß der Dinge wenn es um gute Gespliesste geht. Brunner Ruten fischte damals so gut wie jeder halbwegs berufene FliFi in Bayern und Österreich, z.B. auch der gute alte "Neger Hans" (Gebetsroither) an der Traun. Und dass der Rolf Baginsky in die "Hall of Fame" in USA aufgenommen wurde kommt auch nicht von ungefähr, da kommt nicht jeder rein. Ja und Langer & Langer, auch wenn es in den letzten Jahren etwas ruhig um die Herren wurde, bauen auch sehr hochwertige Bambusruten und haben auch einige interessante Neuentwicklungen auf dem Segment zu verantworten (z.B. das Verkleben der Spleisse mit zig Scheiben mit Innensechskant anstatt mit einer Bindemaschine, soll verhindern, dass sich die Spleisse beim trocknen verdrehen). Obs was bringt kann ich nicht sagen, mir ist es bisher nicht vergönnt gewesen eine ihrer Ruten in die Hand zu kriegen...
Gruss, Sepp



Geschrieben von fly fish one am 21.04.2020 um 21:49:

 

Lieber Sepp,

das ganze Thema betrachte ich als sehr heißes Eisen. Vielleicht tue ich dem Kollegen Baginsky unrecht, aber meine Einstellung ist erstmal sehr skeptisch gegenüber allen was Bambusruten baut. Mal eine blöde Frage in die Runde: Wieviele verschiedene Taper, also Länge und Klasse, hat z.B. ein Walter Brunner aufgebaut?? Und jetzt kommt der Kollege Baginsky mit etlichen Tapern daher und ich frage mich: Wieviele hat der von jedem Taper bisher aufgebaut?
Und das diese Kollegen das Thema der Statistik wahrscheinlich nicht mal ansatzweise verstehen, zeigt mir das sie die Zahl der aufgebauten Ruten nicht kommunizieren. Nur weil eine Plinse wie der Kostner, Spezialist für schlechte Filme, von ihm eine Rute wirft, heißt erstmal noch gar nix! Nase

Er macht optisch sehr schöne Ruten, die Hülsen mit den Gravuren (sind wohl nicht von ihm sonst würde er damit Werbung machen), aber das ist für mich erstmal alles!

Und ein Wort zum Wandschmuck: Der Kollege hat nicht das Problem des Verzuges, der weiß wie man damit umgeht, sondern der ganze Taper ist einfach unterirdisch!

Frank

Einen habe ich noch einen habe ich noch: Irgend wann rotten sich die Jungs mal alle zusammen und machen aus mir und meinen Kohlefaserstecken eine Wodoo Puppe! In meinen Augen für mich völlig unverständlich, dass meine ich ernst, mit den Möglichkeiten die heute die Wissenschaft/Technik/IT/Verfahren bietet, noch niemand das Thema von dieser Seite angegangen ist! Das würde eine Tür aufstoßen in Richtung echt professioneller Gespließter! Es würde dieses unsägliche Bauchgefühl und individuelle Gefrickel endlich mal auf solide Beine stellen.



Geschrieben von sepp73 am 22.04.2020 um 08:24:

 

Zitat:
In meinen Augen für mich völlig unverständlich, dass meine ich ernst, mit den Möglichkeiten die heute die Wissenschaft/Technik/IT/Verfahren bietet, noch niemand das Thema von dieser Seite angegangen ist! Das würde eine Tür aufstoßen in Richtung echt professioneller Gespließter! Es würde dieses unsägliche Bauchgefühl und individuelle Gefrickel endlich mal auf solide Beine stellen.


Naja, du meinst moderne Herstellungsverfahren nutzen? Naja da gibt es ausreichend Rutenbauer, die sogar ziemlich geniale Methoden anwenden. Hab im Netz sogar mal ein Video gesehen wo einer mit einer CNC-Fräse die Spleiße auf Maß (nicht nur auf 60 Grad vorfräsen) fräst, ein Spleiß dauert da keine Minute bis er durchgezogen wurde. Ob das nun schlechtere Ruten ergibt als Handspleißung und stundenlanges hobeln, kann ich aber nicht sagen, hab ja keine Erfahrung mit solchen Ruten. Für den Rutenbauer angenehmer und befriedigender ist sicher die Handarbeit aber ob maschinelle Blanks jetzt schlechter werfen... Denken2 ich glaub nicht.
Es gibt ja auch diverse billige gespließte Blanks aus China, der Karl hatte da mal welche für um 100€ und u.a. auch Hilevel in Schweden hatte die für 80 € rum. Auch wenn Handarbeit in China billig ist, glaub ich nicht dass diese Blanks handgespließt und gehobelt wurden...
Mei, es steckt halt auch viel Tradition und Mythos in diesen Ruten, der mit maschineller Herstellung eher verloren gehen würde...
Gruss, Sepp



Geschrieben von -Steffen- am 22.04.2020 um 11:07:

 

Ales gut Männer, ich wollt jetzt hier keine Grundsatzdiskusion über die Qualitäten eines Rutenbauers lostreten.

Ich finde es einfach toll, wenn man wie hier im Video, seine Rute wirklich komplett selbst herstellt.
Als gelernter Metaller finde ich halt auch die Herstellung der Metallkomponenten sehr spannend.

Dabei muss es doch nicht immer um das Beste gehen. Ich finde jeder, der solche Ruten auf die Art und Weise herstellt, hat Respekt verdient. Das ist schon eine Leistung.

Sepp, wie du ja schon geschrieben hast, es geht halt dabei auch um den nostalgischen Aspekt.



Geschrieben von fly fish one am 22.04.2020 um 19:52:

 

Lieber Steffen,

entschuldige, ich habe das torpediert. Nur einen Satz noch zum Sepp. Nicht die Herstellung grundsätzlich meine ich damit (ist mir völlig egal und nur das Ergebnis zählt für mich), sondern einen Prozess: Entwicklung einer Modellrechnung, Simulation der Eigenschaften und dann erst Herstellung der ersten Rute, Korrekturschleife des Modells und erneute Herstellung. Es geht letztendlich um die Verkürzung des Zeitfaktors, der sonst für den Aufbau von 30 bis 100 Blanks (immer genau gleich, nur um mal eine halbwegs vernünftige Zahl zu nennen) je Variation nötig ist, um reproduzierbare Ergebnisse zu erzeugen. Gespließtenbau ist so viel mehr wie einen Taper aus dem Indernet runter zu laden und loszuhobeln. Aus diesem Grund habe ich persönlich entschieden, mich dem Thema nicht zu widmen. Allen Anderen gehört mein Respekt, aber auch meine Skepsis! Und jetzt bin ich raus aus dem Thema.

Frank


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