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Geschrieben von Helmholtz am 15.08.2013 um 13:06:

  Zum eigenen Korkgriff - von A bis Z

Guten Nachmittag zusammen

da mir dieses Forum schon viel geholfen hat möchte ich mit diesem Beitrag einen Teil zurückgeben, vielleicht hilfts ja dem Einen oder Anderen.

Bei meinem aktuellen Projekt stand ich vor dem Problem das es keine käuflichen Korkgriffe gab. es sollte eine Switch-Rute werden in 11 Fuss Länge. das bedeutet einen Untergriff von ca. 125mm und einen Obergriff von 300mm. Da die Rute nur eine (Zweihand) Klasse 2/3 haben wird, war ein zierlicher Griff gefordert, kein "Prügel" wie sie an SK10 Zweihändern vorkommen.

Also habe ich mich etwas in Thema eingelesen und mir Korkringe bestellt.

Als erstes immer die Frage, was für eine Qualität leiste ich mir?
Flor ist die Beste, dann Supreme, und so weiter. Ich dachte mit, wenn schon denn schon, Flor. Und möglichst breit, dann muss ich weniger verkleben. Neulich habe ich allerdings wieder Ringe bestellt, und muss sagen, schmale (6mm) Supreme Ringe haben gegen 12mm Flor klar Qualitätsvorteile. Das Optimum wäre wohl 6mm Flor Ringe, hatte ich aber noch nie.

Wenns geht Ringe alle mit gleichen Loch und Aussendurchmesser, das erleichtert das verleimen. Bei mir hatten (quasi) alle 6mm.

Anschliessend kommt eine Mutter mit U-Scheibe auf eine 6mm Gewindestange und die Ringe werden mit Ponal Wasserfest bestrichen und aufgefädelt. Zum Schluss wieder ne U-Scheibe und mit einer Mutter sachte anziehen. So dass der Leim herausquillt, aber bitte nicht zu fest quetschen. Nun sollten alle Ringe noch so gedreht werden, das sie konzentrisch zueinander sind. Gerade wenn einige eine 8er Bohrung hatten.

Jetzt wird 45min. gewartet (auf die Uhr schauen) und dann wird der Rohling von der Stange genommen. Die Klebeflächen halten so nämlich aneinander, aber noch nicht an der Gewindestange. Diese kann nun unter laufendem Wasser gesäubert werden (Nasser Ponal ist abwaschbar).

Der Rohling wird über nacht (mind. 12h) getrocknet.

Am nächsten Tag wird mit einem Langbohrer Durchmesser 8mm der Griff aufgebohrt. Ich habe einen Steinbohrer genommen. Das geht ganz gut, wohl auch wegen den Rubberkorkabschlüssen. Diese dienen als Führung und verhindern ein ausfransen.
Ist der Bohrer Durch wird eine M8 Gewindestange in die Bohrmaschine gespannt, und damit nochmals "gebohrt". Das geht restaunlich gut und gibt ein perfekt passendes Loch.

Nun wieder Mutter drauf, U-Scheibe drauf, Rohling drauf, und von der Gegenseite wieder U-Scheibe und Mutter. Wichtig, die Muttern mit einer zweiten Mutter kontern, sonst drehen sich die während dem Bearbeiten auf. Gut anziehen, aber nicht zu fest, sonst verformt sich der ganze Griff.

Jetzt kommt der Trick, wir drehen eine Ständerbohrmaschine um, unterlegen sie mit zwei Holzklötzchen und spannen sie mit Klemmen an den Tisch. Das ergibt eine perfekte "Drehbank".
Als Gegenlager wird ein Brett erstellt mit 3 Kugellagern, D5/6/8. So hat man alle Dreiheiten für M5/6/8 Gewindestangen.

Nun die Gewindestange einspannen. Wichtig, nehmt eine A4 (Rostfrei) Gewindestange M8, verzinkte sind zu weich!!

Moderate Drehzahl wählen, und den Aussendurchmesser mit einem Schleifklotz überall angleichen.
Nun solltet ihr zwingend eine Idee haben, wie der Griff aussehen soll. Am besten man macht sich dazu eine Zeichnung mit den wichtigsten Massen. Sonst passiert es schnell das zu viel Kork weg ist!!

Bearbeitet wir fast ausschliesslich mit einer Feile. Grund ist das der Rubberkork viel härter und daher schwerer zu schleifen ist. Normaler Kork geht runter wie Butter. Mit einem Schleifpapier bleibt nun der Rubberkork stehen und aussen geht der Kork runter....

Nun schleifen wir mit der Feile Nuten in den Griff, und zwar an den zwei dünnsten und der Dicksten Stelle. Dabei lassen wir ca. 1mm Aufmass (Schieblehre). Zwischen diesen Nuten wird dann schön gleichmässig ein Übergang geschliffen.
Nun haben wir die grobe Form. Aufpassen das die Übergänge zwischen Kork und Rubberkork schön werden, keine Stufen!
Nun wird mit einem Schleifpapier vooorsichtig der letzte mm runtergeschliffen, mit immer feinerer Körnung.

Zum Abschluss vorne und hinten leicht anschrägen, und fertig!

Viel Spass, und wenn ihr Fragen (oder Tipps) habt, einfach drauflos schiessen.

Und keine Angst, es ist echt nicht so schwer. Man muss nur gut planen und überlegt vorgehen.

Grüsse



Geschrieben von BigPaco am 15.08.2013 um 13:19:

 

Schöne Erklärung, vor allem die Idee mit dem auf dem Rücken liegenden Bohrständer war mir neu Daumenhoch4 , das erleichtert einiges!

...aber ich habe ja eine Drechselbank... (protz...)

Gruß

Rainer



Geschrieben von MeFo-Schreck am 15.08.2013 um 14:02:

 

Schönes und gut erklärendes "Making Of" Daumenhoch4 mit tollem Ergebnis!
Mal 'ne Frage abseits vom Kork: Der schwarz-silberne Rollenhalter, was ist das für einer, wo hast Du den her? fröhlich



Geschrieben von Helmholtz am 15.08.2013 um 20:39:

 

Danke auch beiden Daumenhoch3

RH ist von Pacbay, scheint aber ein Auslaufmodell zu sein. Habe ihn nur noch bei hilevel.se gefunden.

Grüsse



Geschrieben von MeFo-Schreck am 15.08.2013 um 22:00:

 

Danke für den Tip, da sind auf dieser schwedischen Seite ein paar schöne Sachen dabei Zweidaumenhoch
Beim Stichwort "PacBay" muss ich mal mit den Jungs von T24 reden, vielleicht können die sowas mal aus den Staaten mitliefern lassen Augenzwinkern



Geschrieben von Helmholtz am 16.08.2013 um 08:56:

 

Hallo Axel

allerdings, habe ja meine Batson RX7 auch mit einem ausgerüstet, siehe Galerie.
T24 hat nichts und kann nichts ordern, habe ich abgeklärt. Augenzwinkern

Gruss



Geschrieben von Lemberger am 16.08.2013 um 09:15:

 

Hallo,

wirklich gelungener Griff und klasse erklärt. Ich stehe vor dem selben Dilemma;
12 Fuß Blank Klasse3/4 - also eher feines Gerät. Aufgrund von Zeitmangel wollte ich eigentlich einen fertigen Griff kaufen.
Allerdings sind die alle recht großzügig aufgebohrt, so dass ein Windingcheck von der Größe einer Klobrille nötig wäre.
Das ist dann leider nicht wirklich der Hit.

Werde wohl designtechnisch etwas von dir übernehmen Daumenhoch2

Winken1



Geschrieben von MeFo-Schreck am 16.08.2013 um 09:30:

 

Zitat:
Original von Helmholtz

T24 hat nichts und kann nichts ordern, habe ich abgeklärt. Augenzwinkern
Gruss

Na dann muss ich ggfs. doch mal in Schweden ordern, is's auch kein Problem Winken1



Geschrieben von Fliegenbader am 09.11.2013 um 10:31:

  RE: Zum eigenen Korkgriff - von A bis Z

Hallo Helmholtz,
hab gerade deinen Thread gefunden und aufmerksam studiert. Respekt
Sehr schöner Griff - und das "making of" ist klasse beschrieben und wird mir wohl gut weiterhelfen. Meine Drechselbank hab ich in einem Anflug von Wahnsinn verkauft, aber ein Bohrständer ist noch da :-) Muß nur mal sehen, ob der genügend Länge aufweist.

Mit welchen Körnungen schleifst du den Kork auf's Endmass?

Tight lines
Markus



Geschrieben von BlackZulu am 09.11.2013 um 18:42:

 

Klasse Anleitung Daumenhoch2

Zum Teil mache ich das auch so.
Gegenüber einigen, die behaupten nur ein auf dem Blank geschliffener Griff bringt das optimale Ergebnis beim Werfen, fertige ich meine Griffe auch extern an.

Ich verwende Scheiben von 6mm Länge, die ich passgenau auf den Blankdurchmesser aufraspel.
Scheibe für Scheibe mit immer kleinerer Bohrung.
So stelle ich sicher, das keine Hohlräume entstehen und der letzte Ring so genau wie möglich den Blank umschließt.
Man braucht dann eigentlich keinen Windingcheck mehr.
(muss mal sehen wie das hier mit Fotos geht, dann könnte ich mein momentanes Projekt zeigen)

Um die Scheiben anschließend verleimen und bearbeiten zu können, nehmen ich Teile von alten Angelruten, die annähernd den gleichen Konus haben wie der Blank den ich aufbauen will.
Da kommen jetzt in gleicher Reihenfolge die Scheiben drauf.

Wenn der Kork verleimt ist, muss er ja gepresst werden.
Dafür habe ich Bronzescheiben, man kann natürlich irgend etwas anderes nehmen, die mittig eine Bohrung haben, so groß das sie auf die "Korkaufnahme" passt.
Am äußeren Rand sind vier Löcher, durch die ich 4mm Gewindestangen stecke.
Flügelmuttern drauf und pressen bis der Leim kommt Lachen-5
So kann ich jede erdenkliche Grifflänge, egal was für ein Blank durchmesser, herstellen.

Den Rundlauf meiner Griffe hab ich noch nicht gemessen, denke mal er wird <0,1mm liegen.


Sollte nicht als Besserwisserei sein, aber vielleicht ist es eine Anregung


Gruß BZ



Geschrieben von FloR1an am 06.01.2014 um 23:45:

 

Hallo,
erst einmal vielen Dank für das geniale Tutorial! Schild7
Bei mir ist es so, dass ich in Planungen zu drei Karpfenruten mit Korkgriff stecke. Ich würde meine Griffe gern genauso erstellen, wie von dir erklärt. Problem dabei ist, dass die Grifflänge (50cm) für die meisten Bohrständer zu lang ist. Da ich allerdings noch keinen Bohrständer besitze bin ich da etwas flexibler großes Grinsen
Hat jemand also Erfahrung mit Bohrständern und kann mir Vorschläge machen, welches Modell geeignet ist?
Ich kenne mich damit leider absolut nicht aus verwirrt
Grüße
Florian



Geschrieben von BlackZulu am 07.01.2014 um 11:42:

 

Hallo Florian
Das obere Teil, wo die Bohrmaschine eingespannt ist, müsste abnehmbar sein.
Das untere Teil, mit dem Kugellager, kann man auch selbst anfertigen.
Z.B. mit zwei Holzplatten und Winkeln.

Diese beiden Teile dann im entsprechenden Abstand auf einer Werkbank befestigen und schon kann man Griffe in jeder Länge herstellen.


Gruß BZ



Geschrieben von murmeli1965 am 07.01.2014 um 12:03:

 

Oder nur Teilstücke (ca. 15 cm) bearbeiten und auf dem Blank zusammen kleben. Daumenhoch3

Gruß Oldi



Geschrieben von fluefiske am 07.01.2014 um 12:04:

 

Vielleicht hilft das weiter.

Gruß Erich



Geschrieben von FloR1an am 07.01.2014 um 14:36:

 

Moin,
das schaut doch schonmal ganz gut aus, vielen Dank für eure Hilfe! Winken1
Mal schauen wie ich mir das letztendlich zurechtfrickeln werde.
Grüße
Florian



Geschrieben von Helmholtz am 07.01.2014 um 18:20:

 

Schön dass das Tutorial jemandem hilft Daumenhoch3

50cm halte ich für zu lange für diese Methode. Da wird sich die Gewindestange zu fest biegen.
Ich empfehle Dir daher wie bereits vorgeschlagen wurde, Teilstücke zu machen!

Grüsse



Geschrieben von fluefiske am 07.01.2014 um 18:55:

 

Also 42 cm Griff habe ich schon gemacht auf 12mm Gewindestange.Ich würde auch 50cm probieren.
Nur darf man in der Mitte wenig Druck ausüben,sonst gibt es eine Unwucht.
Ansonsten wie empfohlen - Teilstücke.

Gruß Erich



Geschrieben von BlackZulu am 07.01.2014 um 23:02:

 

@Erich
Befindet sich in der Holzbohle ein Kugellager?
Ich gehe mal davon aus, das eins drin ist.
Wenn dies gegen rausrutschen nach vorne gesichert ist, kann man eine Gewindestange von hinten mit einem Federring und zwei gegeneinander gekonnterten Muttern sichern.
Dadurch würde sie auch beim schleifen in der Mitte nicht so stark wegbiegen.


Gruß BZ



Geschrieben von fluefiske am 07.01.2014 um 23:17:

 

Ja,in dem Bohlenstück ist ein 12er und 8er Kugellager,in dem die Gewindestange dreht.Auch wenn Du auf beiden Seiten mit Muttern kontern würdest,hätte es keine Wirkung,denn die Fliehkraft wirkt ja besonders in der Mitte der Gewindestange .

Gruß Erich



Geschrieben von BlackZulu am 08.01.2014 um 10:43:

 

Kannst du es mal ausprobiert, wie weit du die Gewindestange in der Mitte durchdrücken kannst, wenn sie stramm gesichert ist und einmal ohne Sicherung?
Eigentlich müsste es einen Unterschied geben.
Das die Fliehkraft nicht aufgehoben wird, damit hast du natürlich Recht.


Gruß BZ


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