"Schwere" Rute/"leichte" Rute? |
laverda
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Dabei seit: 10.10.2009
Beiträge: 1.322
Herkunft: Linker Niederrhein
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"Schwere" Rute/"leichte" Rute? |
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Hi Rutenfreunde,
allgemein bezeichnen wir Ruten mit zunehmendem Wurfgewicht als zunehmend "schwerer".
Beispiel: Eine "leichte" Spinnrute mit z.B. 25gr Wurfgewicht wird als "leichter" empfunden als die 4m Karpfenrute mit 80gr Wurfgewicht, beim Fliegenfischen ist die 230cm #4 für jeden Fliegenfischer um Dimensionen "leichter" als die 2-Hand-Rute 340cm #8.
Die #4er ist eine Rute fürs Fischen mit feinen Vorfächern auf Fische mit geringer Kampfkraft und Gewicht, die zweite für Kaliber bis jenseits der "Zweistelligkeit" (Pfund)
Dazu folgende Überlegung:
Betrachten wir die ganze Sache mal aus Fischperspektive. Fluchten werden über den Biegewiderstand der Rute gebremst, je größer die Biegung desto größer der Widerstand. Je länger der Auslenkungsweg der Rute ist, der bis zur Erreichung des notwendigen Widerstandes zurückgelegt wird, desto nachgiebiger ist die Rute für die Flucht des Fisches.
Ich habe 3 Fliegenruten vergleichbarer Aktion ("medium") mit jeweils 85gr Gewicht an der Spitze belastet und den zugehörigen Auslenkungsweg gemessen.
Rute 1: Switch-Rute #8 340cm Schussgewicht 21gr; Auslenkung 65,0cm
Rute 2: Einhand #6 265cm Schussgewicht 17gr; Auslenkung 61,5cm
Rute 3: Einhand #4 230cm Schussgewicht 13gr; Auslenkung 64,0cm
Je höher die Ruten relativ zu ihrem Wurfgewicht belastet werden, desto progressiver ist der Verlauf des Widerstands. Die größte Biegereserve bei geringster Progressivität bezogen auf die absolute Auslenkungsstrecke hat dabei die vermeintlich "schwere" 8er. Für den kämpfenden Fisch bietet diese den geringsten Widerstand bei gleichem Auslenkungs/Fluchtweg, für den Fisch ist die 8er die "weichste" und birgt somit beim Drill die höchste Sicherheit gegen Schnurbruch selbst dünner Vorfächer. (beim Anschlag verhält sich dies anders)
Wahrscheinlich ist dieser Sachverhalt jedem von uns irgendwie bekannt und bewusst aber dass eine 4er "Bachpeitsche" beim kämpfenden Fisch härter ankommt als die 8er Switch ist schon bedenkenswert.
Natürlich vorausgesetzt, es handelt sich um einen Fisch, der eine Zugkraft größer ~ 100gr Gewichtsbelastung auf die Rute bringt.
Gruß vom platten Niederrhein
__________________ Fliegenruten werfen Masse................nicht Klasse!!
http://www.flyran.de
Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zum letzten Mal von laverda: 27.03.2011 21:42.
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27.03.2011 21:39 |
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Tobi
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Dabei seit: 28.12.2008
Beiträge: 299
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auf die länge kommts halt doch an
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28.03.2011 15:39 |
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Flow
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Dabei seit: 01.10.2010
Beiträge: 760
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Moin !
Tja Tobi....irgendwie hast Du recht
Das ist wohl auch der Grund wo ich laverda widersprechen möchte.....
Laverda Du sagst:
"aber dass eine 4er "Bachpeitsche" beim kämpfenden Fisch härter ankommt als die 8er Switch ist schon bedenkenswert. "
Eine 4er Einhand mit 2,30 ist mit 64cm Auslenkung bedeutend näher an ihrer Belastungsgrenze als ne 8er Switch mit 3,40m Länge.
Nehmen wir noch eine Normforelle - 35 cm lang, 350g schwer, die Vorfachspitze beträgt 0,16mm bei 2,5 Kg Tragkraft dazu - dann wird die Sache bedeutend interessanter.
Mal ganz ehrlich - 65cm Auslenkung beim Drill - würde spontan behaupten das ist noch nix. Hab gerade mal meine mittelschnelle 4er mit 8 Füßen (kommt der Dir beschriebenen Rute sehr nahe) ausgepackt und probehalber die Spitze belastet. Erfahrungswerte mit dieser Forellengröße, Vorfachstärke und dieser Rute konnte ich schon ausreichend sammeln (wo wohl
?) und deshalb würde ich sagen, daß ich mit dieser Rute bei einer Auslenkung von rund 1,20m am Limit drille - sowohl was die Ruten- als auch die Vorfachbelastung (wenn man Belastungsspitzen durch Flucht, ruckelnde Bremse, Schusseligkeit beim Drillen usw. mit einkalkuliert) angeht.
Nimmt man jetzt die 8er Switch mit 1,20 m Auslenkung würde ich sagen sie "hat sich gerade erst warm gemacht"
.... Belastet man die Rute weiter - wäre, würde ich behaupten (kanns leider nicht nachmessen) erst bei 2m+ Schluss - und das Vorfach schon längst durch. Der jetzt auf den Fisch ausgeübte Druck (vorausgesetzt man hat sich dann doch für ein stärkeres Vorfach entschieden) ist um einiges Größer als bei der 4er Bachpeitsche.
Interessant ist meiner Meinung nach bei einem derartigen Vergleich nicht Auslenkung bei einem festgelegtem Gewicht sondern die Maximalbelastung der Rute. Die größere Rutenläge bei der 8er switch sorgt denke ich lediglich dafür, daß wir eine größere Auslenkung brauchen um die Maximalbelastung zu erreichen.
Zum Abschluß noch eine kühne These - hoffe ich kann meine Gedanken halbwegs verständlich rüberbringen:
65cm Auslenkung bei einer Belastung von 85 Gramm sind im Verhältnis (anteilig) zur Maximalauslenkung der 8er Rute erheblich weniger
als
64cm Auslenkung bei einer Belastung von 85 Gramm zur Maximalauslenkung der 4er Rute.
__________________ Grüße
Florian
Wer anderen eine Bratwurst brät - der hat ein Bratwurstbratgerät
!
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28.03.2011 17:51 |
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Flow
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Dabei seit: 01.10.2010
Beiträge: 760
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Moin Laverda!
Allein durch den Druck den man durch die Rute ausüben kann kriegt man das Vorfach nicht durch - aber der konstante Druck in Kombination Belastungsspitzen/Impulse (verursacht durch Blockierung der Schnur(Egal ob falsch eingestellte Bremse, Knoten, Hindernisse was auch immer) bei Fluchten) wirds hinkriegen. Gehe hier vom absoluten Limit der Rute aus - sprich an dem Punkt wo sie bis ins Handteil gekrümmt ist und selbst die 8er Switch nichts mehr federt.
Allein auf die Krafteinleitung bezogen heisst ja in diesem Fall, daß die Forelle die ersten 65cm Krümmung bei einer 4er genauso "erlebt" wie bei ner 8er switch - heisst ja aber noch nicht daß sie dort schluss macht - ganz ehrlich - bei ner vernünftigen Flucht dürfte Ihr das egal sein und dieser Punkt in Sekundenbruchteilen überschritten sein
Das mit den "Rutenstärken" bei Fliegenruten finde ich in der Tat auch interessant. Habe im letzten Jahr die Spinnangelei ein wenig für mich wiederentdeckt und erstmal alte Rutenrestbestände hervorgekramt sowie die eine oder andere Neuanschaffung (1 Rute und div. Köder (verdammt in meiner Jugend hat man noch mit Spinner und Blinker gefangen - irgendwann ganz innovativ mit weissem Einzelschwanztwister - heutzutage brauch man Jerks, Popper, Diver, Glider, Softbaits, swimbaits, Spinnerbaits, dancer, crankbaits, twitchbaits und was weiss ich noch für tolle sachen nur um nen dummen Hecht zu fangen
)) gewagt. Nehme ich nun die Leichten Spinnruten (WG - 30g), so erscheinen diese im Vergleich zu meinem Lieblingsarbeitsgerät auf Hecht, einer 9' Klass 9 Fliegenrute, immer noch ganz schon grob/brutal. Selbst meine schwerste Fliegenrute eine 9er Zweihand mit 13 Füßen, durchaus noch tauglich für Lachse jenseits der 10 KG-Klasse ist kaum stärker als eine etwas kräftigere Matchrute.
Entscheidend wird bei der Entwicklung der Dimensionierung von Fliegenruten denke ich weniger die benötigte Power im Drill oder ein extremes Wurfgewicht am Ende der Schnur sein sondern vielmehr die vorher klassifizierte Schnur die bewegt werden soll. Wurfweiten sind eher sekundär und der bewegte Köder ist vergleichsweise klein/leicht.
Und da man diese Gerät in der Regel die ganze Zeit bewegen muß wurde das Rutengewicht (natürlich einhergehend mit den technischen Möglichkeiten) im Laufe der Zeit auch immer weiter abgespeckt.
__________________ Grüße
Florian
Wer anderen eine Bratwurst brät - der hat ein Bratwurstbratgerät
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29.03.2011 20:24 |
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